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Donnerstag, 18.04.2024 (16.KW)
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Ibug Festival in der alten Buntpapierfabrik in Flöha

Industriebrachen-Umgestaltung – kurz IbugWer sich seit Mitte August der alten Buntpapierfabrik in Flöha nähert, wird bemerkt haben, dass die jetzt tatsächlich an manchen Ecken bunt ist. Das liegt an der Industriebrachen-Umgestaltung – kurz Ibug. In der Umgebung Meerane / Glauchau weiß man, was damit gemeint ist, denn dort hatte die Ibug vor vielen Jahren ihren Ursprung und gestaltete so manche Industriebrache um. Nach Einsätzen in Limbach-Oberfrohna, Chemnitz und Reichenbach landete man nun im Jahr 2021 in Flöha. Seit 1990 ist ein großer Teil der Fabrik brachliegend und war tatsächlich seit dem unberührt. Einst wurden hier Spezialpapiere hergestellt. Die Geschichte dieser Fabrik


beginnt 1805 in Schneeberg auf dem Dachboden der St. Wolfgangkirche, wo der Buchbindermeister Heinrich Wilisch mehrfarbiges, gemasertes und mit verschiedenen Effekten marmoriertes Papier herstellen durfte. Erst war es reine Handarbeit, später wurden Arbeitsschritte mechanisiert und Heinrich Wilisch so zum Begründer der Buntpapierfabrikation. Die Söhne, hauptsächlich Robert Wilisch Senior, entwickelten das Unternehmen erfolgreich weiter. Seit 1861 bestand in der Schneeberger Langgasse eine Fabrik. Um 1887 entstand in Oberschlema eine neue. Dann kam nach dem 2. Weltkrieg die Wismut und hier das aus. Aber: schon 1878 hatte Robert Wilisch Junior den Gebäudekomplex der ehemaligen Spinnerei Strubell und Sohn in Flöha-Plaue erworben und hier seine Buntpapierfabrikation aufgebaut. Im Lauf der Jahre fanden ebenso Weiterentwicklungen statt, wurde das Sortiment vergrößert, Gebäude um- und neugebaut. Hinzu kamen die Veränderungen der politischen Ordnungen und Systeme. Die Beschlußprotokolle der Kommission zur Durchführung des SMAD-Befehls Nr. 97/1946 über die Enteignung von Nazis und Kriegsinteressenten führten dazu, dass das Unternehmen 1946 Volkseigentum wurde. Nach der Wende übernahm 1990 die Treuhand die Buntpapierfabrik Flöha. Seit 2006 ist es ein Zwei-Personen-Unternehmen, das sich dem Zuschnitt von weißem Rollenpapier auf kundenspezifische Formate widmet. Dr. Christian Hans hat die Chronik „125 Jahre Buntpapier aus Plaue“ erstellt, die in Flöhas Amtsblatt in Fortsetzung veröffentlicht wird. Nun, 2021, gestalteten Künstler die Industriebrache um. Sie wurde ein Spielplatz mit viel Raum, der Kreativität freien Lauf zu lassen. Wenn man sonst zum Medien-Tag in die Schaffensräume der Künstler vordrang, herrschte ein riesiges Gewusel, kam aus allen Ecken verschiedene Musik, vermengt mit den Geräuschen von hämmern, bohren, sägen, schweißen etc. In diesem Jahr war es ruhiger. Das hatte auch mit den Corona-Auflagen zu tun. Was die Künstler geschaffen haben, kann man in diesem Jahr an den 3 Wochenenden vom 27. August bis 12. September in Augenschein nehmen. Da die Besucher-Kapazität wegen Corona begrenzt ist, erfolgt der Einlass gestaffelt in Zeitfenstern von 4-1/2 Stunden - von 10 bis 14.30 Uhr sowie von 15.30 bis 20 Uhr. Im Herbst fällt die Entscheidung, wo 2022 die Industriebrachenumgestaltung stattfinden wird.